Mario Kuhl

mariokuhl@gmx.de

Durch den kompletten Stiefel bis nach...

Über 2500 km liegen vor uns bis wir unser Ziel erreichen...

August 2011, voller Vorfreude drücken wir in Maxsain den Startknopf unserer Enduros. Diesmal ist nicht, wie in unseren vergangen Motorradtouren, der Gardasee unser Ziel, sondern genauer gesagt erst der Beginn einer tollen Reise...

Hatten wir doch ein Jahr zuvor davon geträumt, als wir in Lazise bei einem Bier auf den Gardasee blickten, so geht es nun bis in die südlichste Ecke Italiens, nach Sizilien!

 

 

 

 

 

...und ab geht's!

Start in Maxsain
Start in Maxsain
Blick vom Timmelsjoch nach Italien
Blick vom Timmelsjoch nach Italien
Die Abruzzen
Die Abruzzen
Lagerplatz am Gran Sasso auf 1500 Meter Höhe
Lagerplatz am Gran Sasso auf 1500 Meter Höhe
Ein herrlicher Platz!
Ein herrlicher Platz!
Erstes Lagerfeuer unserer Tour ;-)
Erstes Lagerfeuer unserer Tour ;-)
Gran Sasso im Morgenlicht
Gran Sasso im Morgenlicht
Camping unter Olivenbäumen
Camping unter Olivenbäumen
Nun geht's mit dem Fährschiff nach Sizilien
Nun geht's mit dem Fährschiff nach Sizilien
Im August sind diese Temperaturen nichts außergewöhnliches
Im August sind diese Temperaturen nichts außergewöhnliches
Mittagspause in unserem Basislager bei Taomina
Mittagspause in unserem Basislager bei Taomina
Campingplatz Almoetia San Marco
Campingplatz Almoetia San Marco
Der Ätna
Der Ätna
Erstarrte Lavamassen
Erstarrte Lavamassen
Ätna, einer der aktivsten Vulkane in Europa
Ätna, einer der aktivsten Vulkane in Europa
Der Ätna mit weißem Rauch
Der Ätna mit weißem Rauch
Weltberühmtes Theater in Taormina: Teatro Greco
Weltberühmtes Theater in Taormina: Teatro Greco
Ein Bananenbaum - Wahnsinn
Ein Bananenbaum - Wahnsinn
Isola Bella Taormina - eine von vielen wunderschönen Buchten Siziliens
Isola Bella Taormina - eine von vielen wunderschönen Buchten Siziliens

Reisebericht Hans-Jürgen Kuhl Sizilien 2011...

      ...nach einigen schönen Touren in den letzten Jahren und inspiriert von Erik Peters tollen Reisen in alle Welt, wollten wir nicht immer am Gardasee wenden und wieder nach Hause, dieses mal sollte es etwas länger dauern. Da wir natürlich nicht über Erik`s Zeitkonto verfügen (leider) dachten wir 3 Wochen vom Westerwald bis nach Sizilien, das wäre schon ein guter Einstieg. Wir, das sind mein Sohn Mario 28 mit seiner Yamaha Super Tenere, und ich 51 mit meiner F800 GS. So ging es am 13.08.2011 im Westerwald bei dürftigen 17 Grad und Regen greifbar endlich los, voller Vorfreude auf die nächsten Wochen. Schnell spulten wir die Autobahnetappe bis Füssen ab, um dann über den Fernpass bis ins Ötztal zu fahren, wo wir uns das letzte Mal für die nächste Zeit ein Bett in einem Gasthof gönnten. Ab morgen sollten es dann nur noch Campingplätze sein. Am Sonntagmorgen wurden wir von herrlichem Sonnenschein geweckt, was wirklich Klasse war nach den vorherigen verregneten Wochen daheim. So fuhren wir bei Kaiserwetter durch das schöne Ötztal zum Timmelsjoch wo sich schon am zeitigen Morgen viele Biker eingefunden hatten um an diesem  Tag ihre Runden zu drehen. Weiter ging`s über St. Leonhard, durch`s Passeiertal an Meran vorbei durch`s Trentino bis Riva del Garda wo wir eine Pause einlegten und die Windsurfer beobachteten. Anschließend ging es im Stop and Go-Tempo entlang des See`s wo wir die Badenden bei 35 Grad schon ein bisschen beneideten. In Lazise fanden wir nach langer Suche einen winzigen Platz auf einer Campinganlage direkt am See. Am nächsten Morgen bepackten wir früh die Bikes und ab ging`s durch die Po-Ebene Richtung Rimini. Dort in der Nähe liegt die älteste bestehende Republik der Welt, der kleine Staat San Marino und den wollten wir uns unbedingt anschauen. Seine Geschichte geht bis in das Jahr 301 zurück als sich  die ersten Bewohner auf dem Felsenkamm ansiedelten, und sich nach und nach im Laufe der Jahrhunderte ihre Eigenständigkeit von den Italienern abtrotzen. Schon von weitem ist der mächtige Fels zu sehen und so schraubten wir uns Kurve um Kurve höher hinauf bis zur Festung La Guaita auf dem Monte Titano .Oben erwartete uns eine wundervolle Aussicht bis zur Adriaküste oder in die Weite der Emilia Romagna. Nach einem Rundgang durch die Altstadt mit ihren vielen Souvenirläden saßen wir bei einer guten Tasse Kaffee und beobachteten die Touristenströme die sich durch die Gassen wälzten. In guter Erinnerung blieben uns die Nummernschilder, mit den Staatswappen, bei nur 32.000 Einwohnern kann man sich die wohl  leisten. Nach erfolgloser Suche an der Adria zwecks Campingübernachtung kehrten wir dem Meer den Rücken und fuhren über tolle Sträßchen ins Landesinnere.  Bei Corinaldo fanden wir einen schönen kleinen Platz, sehr ruhig mit vielen Bäumen und als wir die Zelte aufschlugen waren wir froh nicht an der überfüllten Küste zu sein. Als nächstes stand die Region Abruzzen auf dem Programm und wir hatten uns als Endziel für diesen Tag den Grand Sasso, den großen Felsen Italiens inmitten des Nationalparks ausgesucht. Die Anfahrt durch die Region Marken ließ das Bikerherz höher schlagen, gut ausgebaute Straßen in hügeliges Gelände mit 1000 Kurven aller Art, dann hinein in die wilden Abruzzen immer höher bis wir vor diesem einmaligen Gebirgsmassiv, das höchste Italiens außerhalb der Alpen, standen. Zwei Drittel der Abruzzen ist gebirgig bis fast an die 3000m, eine Landschaft die man eigentlich mitten in Italien nicht vermuten würde. Mit Salami und Panne gestärkt sowie einigen Peroni-Bieren verbrachten wir eine ruhige Nacht am Fuße des Grand Sasso. Nun ging es weiter Richtung Abruzzen Hauptstadt L`Aquila die im weiten Tal des Aterno liegt. Am 6. April 2009 zerstörte ein Erdbeben große Teile der Stadt und es gab über 300 Todesopfer. Von dieser Katastrophe hat sich die Stadt bis heute nicht erholt, und man sieht noch überall Spuren der Zerstörung. Die Anfahrt in die Stadt führt  kleine Sträßchen, mitten durch gewaltige Hügellandschaften mit Brücken und eindrucksvollen Tälern. Das eine Schafherde unvermittelt den Weg kreuzt oder einige Rinder scheint hier völlig normal zu sein. Etwas betroffen machen uns die armen verwahrlosten Straßenhunde die plötzlich wie aus dem Nichts mitten auf der Straße stehen. In L Àquila tankten wir die Bikes auf, suchten einen Outdoorladen da unsere Gaskartuschen alle waren und hielten dann eine kleine Siesta ehe es weiter ging. Auch hier in den Abruzzen lag die Temperatur in der Mittagszeit zwischen 35 und 40 Grad. Nach einigen Stunden Fahrt Richtung Neapel übernachten wir in Viletta Barrea mitten im Nirgendwo auf einem kleinen Campingplatz der nur Italienern vorbehalten schien. Abends in dem kleinen Restaurant kein parla Tedesco, nur parla Italiano, kein Bier nur Wein, tolles Landestypisches 3-Gänge-Menue mit  fantastischen Ausblick, Herz was willst du mehr??Frisch gestärkt mit einem guten Frühstück geht`s nun weiter in Richtung Stiefelspitze. Nach ca. 4 Stunden abwechslungsreicher Fahrt sehen wir zum ersten Mal das Mittelmeer. Der Geruch der Pinien ,das Zirpen der Grillen, die Luft steht, überall Kakteen, Palmen und Felder mit Melonen die gerade geerntet werden. Wir sind im Süden angekommen. Nach langer Suche bei 35 Grad immer wieder Absagen oder Siesta bis 17 h, abends  finden  wir einen Terrassen-Campingplatz hoch über dem Meer. Wir bauen unsere Zelte in einem uralten Olivenhain auf der mich irgendwie an den Garten Gethsemane aus Erzählungen meiner Kindertage erinnert. Bei unserem  ersten Bad im Meer, nach diesem anstrengenden Tag einfach göttlich, sitzen wir noch in der Strandbar und sehen wie die rote Sonne im Meer versinkt. Eine Szene wie aus einem Liebesfilm, nach 5 Minuten war die Sonne übrigens schon untergegangen. Weiter  am Meer entlang dann wieder ins Landesinnere durch eine Landschaft die an Sergio Leones Westernfilme erinnert. Wir meinen  fast auf den Hügeln den berühmten Indianer auf dem Pferd zu sehen, so echt kommt uns die Szenerie vor. Wieder oben im Gebirge schlägt uns eine Hitzewand entgegen das sogar der Fahrtwind keine Abkühlung mehr bringt. Das Thermometer zeigt 40 Grad Celsius. Bei einem Tankstopp sehen wir das Mario`s 15 Jahre alte Super-Tenere`die ersten Tropfen Öl verliert, bei dieser Hitze wahrlich keine Schande. Als es wieder runter ans Meer geht, wurden die Temperaturen etwas erträglicher wir fahren durch kleine Dörfer hoch, runter, der Lüfter der BMW war oft an, engere und steilere Kehren sind wir auch in den Alpen nicht gefahren. Wir übernachten gestärkt mit einer Mafiatorte und Birra Peroni in der Nähe von Tropea in Kalabrien.

     Am Morgen sind wir zeitig auf den Mopeds um die letzte Etappe bis zur Fähre anzugehen. Nach kurzer Fahrt Tunnel-Brücke-Tunnel im Wechsel sehen wir dann zum ersten Mal Sizilien, das war schon toll. Nach ein paar Kehren stehen wir an der Fähre und nach halb-stündiger Überfahrt erreichen wir Messina. Die Insel Sizilien ist die größte im Mittelmeer und der Überrest einer Landbrücke, die einst Europa und Afrika verband. Unterhalb von Giardini-Naxos finden wir bei San Marco einen gemütlichen Campingplatz wo wir etwas länger bleiben und von dort aus die Umgebung erkunden wollen. Unmittelbar neben unserer Parzelle wachsen Palmen, Zitronenbäume und Bananenstauden man braucht sich die kleine Zwischenmahlzeit nur zu pflücken. Nachdem  wir die Bikes durchgecheckt hatten machten wir uns auf den Weg nach Taormina. Das Touristenstädtchen liegt auf den Terrassen des Monte Tauro 200 Meter über dem Meer. Von unten aus fahren wir viele Serpentinen und Kehren mit atemberaubenden Ausblicken, oben finden wir hunderte kleiner Souvenirläden durch die sich wahre Menschenmassen drängen die alle einen Blick auf den Golf von Giardini-Naxos und die kleine Insel  Isola Bella werfen wollen. Dieses Kleinod wurde 1998 unter Naturschutz  gestellt und beherbergt seltene Pflanzen-und Vogelarten. Über eine kleine Sandbank etwas überspült von Wasser kann man die Insel erreichen. Das berühmte Teatro`Greco heben wir uns für morgen auf, nach 11 ist es bereits zu sehr überfüllt. Dieses Theater ist zweifellos ein Highlight einer Sizilenreise und hat uns zu früher Morgenstunde mit raumhaften Ätnablick und Aussicht auf den Golf nachhaltig beeindruckt. Am nächsten Tag stand ein weiterer Höhepunkt unserer Reise auf dem Programm. Bei guter Zeit schraubten wir uns mit den Motorrädern Kurve um Kurve näher zum höchsten und aktivsten Vulkan Europas, dem Ätna. Der 3323 m hohe Berg von den Sizilianern liebevoll Mongibelle-Berg der Berge genannt ist von Nicolosi aus bis zum Rifugio Sapienza auf 1920 m mit normalen Kraftfahrzeugen befahrbar. Hier beginnt die Seilbahn die die  Besucher auf 2500m Höhe bringt. Für 28.00 € pro Person verzichteten wir allerdings auf dieses Vergnügen. Die restlichen Höhenmeter werden dann zu Fuß oder im Jeep, auf jedenfall mit erfahrenen Bergführern zurückgelegt. Wir entschieden uns dafür nochmals  abzufahren und die Strecke über Linguaglossa nach Radazzo zu nehmen. In dem kleinen Dorf nur 15 Kilometer vom Kraterrand entfernt konnten wir die Lavaströme sehen die nur wenige hundert Meter vor dem Ort zum Stillstand  kamen. Rund um den Vulkan fanden wir viele neue Straßen, die wegen der Zerstörung durch die Lava neu erbaut wurden, der Unterbau ist in Hülle und Fülle vorhanden. Ebenfalls sehr zu empfehlen ist ein Besuch der Schlucht Gola d `Alcantara. Die Felsen sind zerknittert und bizarr geformt  von den wilden Wassern des Flusses Alcantara. Die Schlucht ist 5-8 m breit und bis zu 20 Meter hoch. Im unteren Teil gibt es Sandbänke wo die überwiegend einheimischen Besucher liegen wie an einem Badesee. Die Wassertemperatur ist recht frisch und das Wasser glasklar. Da wir natürlich keine Badelatschen dabei hatten sind wir in Turnschuhen durchgewatet, Barfuß ist wegen der glatten Steine nicht zu empfehlen. Nun war es an der Zeit die Zelte an der Ostküste abzubrechen und so durchquerten wir die Monti Nebrodi in Richtung Norden. In nahezu menschenleerer Gegend zieht sich dieser Gebirgszug als Fortsetzung der Gebirgskette des Apennin in Richtung Westen. Auf dieser Strecke freuten wir uns dass wir Enduro-Fahrer sind, denn die Straßen waren teils in üblem Zustand. Absackungen bis zu 20 cm oder das Fehlen einer Fahrbahnhälfte forderten beim Fahren schon eine gute Konzentration. Die hügelige Landschaft mit dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Siziliens, alles gelb verbrannt, mit Kühen und Schafen auf der Fahrbahn, so könnte es auch in Mexiko aussehen. Abends fanden wir einen schönen Campingplatz bei Finale wo wir die 2 Tage bis zur Abfahrt der Fähre in Palermo verbringen wollten.

     Nach dem Mittagessen, Tortellini mit Sauce, von Mario prima gekocht, starteten wir die Mopeds um Cefalu an der Nordküste zu erkunden. Am Fuße des Rocca di Cefalu, eines 270 m hohem Kalkfelsen liegt diese typisch sizilianische Stadt. Die Altstadt am Meer alles verwinkelt und verschachtelt, enge Straßen mit zahllosen Geschäften und ganz schmale Gässchen mit Balkonen auf denen sich die Nachbarn morgens die Hände geben können, so hatte ich mir Sizilien vorgestellt. Mitten im Kern befindet sich der Dom San Salvatore eine alte Normannenkirche aus dem 12. Jahrhundert. Genau bei unserem Besuch fand dort eine Hochzeit statt. Die Frauen in wunderschönen Kleidern, die Männer chic in Anzug mit dunkler Sonnenbrille, ein Hauch von Pate und Mafia- einfach Klasse. Als wir am nächsten Abend in Palermo auf der Fähre standen und Sizilien immer kleiner wurde waren wir schon etwas traurig, es war eine schöne Zeit auf der Insel mit vielen neuen Eindrücken. Nach 13-stündiger überfahrt erreichten wir am Morgen Civitavechia etwas oberhalb von Rom. Die nächsten Tage durchquerten wir die Toskana, dann Richtung Mailand, Comer See, über Lichtenstein, und den Bregenzer Wald in den Allgäu. Nach 3 Wochen waren wir wieder gesund und munter im Westerwald hatten fast 5000 Kilometer auf der Uhr und waren uns sicher – das war nicht das letzte Mal.